Eichmann vor Gericht

 September 2025

Die SchülerInnen des Wahlpflichtfaches Geschichte, Sozialkunde/Politische Bildung haben am Mo, den 13. Oktober 2025 an einer ganz besonderen Theatererfahrung teilgenommen. Das Landestheater Linz hat wichtige Ausschnitte aus dem sog. Eichmann-Prozess von 1960 nachgestellt. Adolf Eichmann war der führende Organisator der Transporte von Jüdinnen und Juden in die verschiedenen Konzentrationslager, vorrangig die Vernichtungslager im Osten des 3. Reiches. Eichmann war also direkt beteiligt am Mord an über sechs Millionen Menschen, vermutlich mehr.
In knapp zwei Stunden wird die Argumentation der Ankläger, ihre schwierige Situation – einerseits für ein bisschen Gerechtigkeit sorgen zu sollen, andererseits die juristischen und verfahrenstechnischen Regeln aber einhalten zu müssen, dargestellt. Vorrangig aber sollte sichtbar gemacht werden, wie sich einer der führenden Köpfe des NS-Regimes selbst als kleines Rädchen inszeniert, der eigentlich selbst nie einen Befehl zur Durchführung von Transporten, also zur Unterstützung der „Endlösung“, gegeben hat. Er sei vielmehr einfacher Befehlsempfänger gewesen, der seine Arbeit einfach gut gemacht habe.


Die brillant unaufgeregte Darstellung der AkteurInnen hinterließ einen etwas sprachlos, selbst wenn das Urteil entsprechend ausgefallen war. Zur Intensität trug natürlich auch die Location bei, das Stück wurde im Großen Schwurgerichtssaal im Landesgericht Linz inszeniert, eine Gehminute entfernt von der Schule, die Eichmann (und auch Hitler) besucht (aber beide nicht abgeschlossen) haben.
Im Anschluss an das Stück fand noch eine Podiumsdiskussion statt, in der zwei Strafrechtsexperten, ein Verwaltungsjurist, eine Gerichtspsychologin und Regisseur über den Ablauf, die Verhaltensweisen und darüber, wie der Prozess heute z. B. in Österreich ablaufen würde, gesprochen haben.

Die Auseinandersetzung mit einem so schwierigen Kapitel der Nachkriegsgeschichte fordert die SchülerInnen außerordentlich. Dass die Bereitschaft zu dieser Auseinandersetzung sofort da war, und ebenfalls dass zusätzliche Zeit investiert werden würde, ist keine Selbstverständlichkeit und soll hier auch bewusst hervorgehoben werden.

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