Anna Hackl – Zeitzeugin mit Zivilcourage

April 2013 / 7ab / GSP
anna hackl

2. Februar 1945 – ein einzigartiger Vorfall im Konzentrationslager Mauthausen. 550 sowjetischen Häftlingen gelingt nachts die Flucht aus dem Block 20, dem Todestrakt, nur wenige sollten überleben. Hunderte erschießt die SS und fordert die Zivilbevölkerung auf, die Ausgebrochenen zu liquidieren und ihnen in keiner Weise weiterzuhelfen. Die Todeshatz auf die Geflüchteten – die SS spricht makaber von der „Mühlviertler Hasenjagd“.

Es war schrecklich“, erzählt die Zeitzeugin Anna Hackl aus Schwertberg, die als 13-jähriges couragiertes Mädchen ihre Mutter unterstützte, zwei geflohenen Sowjets eine Behausung zu geben und sie vor dem Tode zu schützen, in den 7. Klassen. Mit den Worten „Ich bin Dolmetscher, ich komme aus Linz“ sucht der russische Soldat Michail, der leicht bekleidet ist, eine Schlafstelle. Ohne zu zögern nimmt die Familie den fremden Gast auf und begibt sich selbst in riesengroße Gefahr – denn alle, die den „Ausgebrochenen“ helfen, begeben sich selbst in Todesgefahr. Insgesamt drei Monate versteckt die Familie Michail und seinen Kollegen Nikolai und riskiert bei den SS-Hausdurchsuchungen Kopf und Kragen – schlussendlich geht glücklicherweise aber alles glatt, nicht zuletzt dank des starken Zusammenhaltes der Familie. „Ehrlich gesagt, nach so vielen Jahren ist es uns immer noch ein Rätsel, dass sie die nicht gefunden haben. Die Hunde, dass die nicht angeschlagen haben!“, so Anna Hackl, die mit ihrer Geschichte alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Im Mai 1964, 19 Jahre nach Kriegende, kommt es zu einem emotionalen Treffen von Annas Mutter, Anna und den beiden Russen, die durch einen russischen Zeitungsartikel nach langer Zeit wieder gefunden wurden. Ein Highlight überholt das nächste: 1994 erscheint der Kinofilm „Hasenjagd – Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen“, der gemeinsam mit Andreas Gruber (Regie) und Anna Hackl (Zeitzeugin) gedreht wurde. Landeshauptmann Josef Pühringer übergibt 2005 den Menschenrechtspreis des Landes Oberösterreich und 2011 erhält sie das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ durch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Es war eine große Ehre, Frau Hackl am Europagymnasium Baumgartenberg begrüßen zu dürfen, und die 7. Klassen hatten die einmalige Möglichkeit, mehr von dieser „schrecklichen“ Zeit zu erfahren.

Horst Moser

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